🛠️ Bericht aus der Praxis: Warum die richtige Trocknung vor der Sanierung entscheidend ist
von einem Bauprofi aus der Schadensanierung
Ich bin seit über 15 Jahren im Bereich der Obnova škôd spôsobených vodou tätig – meistens direkt auf der Baustelle. Egal ob Rohrbruch, Hochwasser oder undichte Dächer: Der Ablauf ist immer ähnlich – erst Schaden dokumentieren, dann entfeuchten, dann sanieren. Aber viele unterschätzen, wie entscheidend die richtige und vollständige Trocknung ist, bevor man mit Putz, Estrich oder Farbe weitermacht.

💧 1. Der Wasserschaden ist nur der Anfang
Ein Wasserschaden bedeutet nicht nur „nass“, sondern oft tiefergehende Durchfeuchtung von Baustoffen – je nach Bauart und Dauer des Wassereintritts. Typische Schadstellen:
- Mauerwerk (Ziegel, Porenbeton)
- Dämmungen in Hohlräumen
- Estrichdämmschichten
- Gipskarton-Wände oder Vorsatzschalen
Ohne fachgerechte Trocknung gibt es später Folgeschäden:
- Schimmelbildung hinter Sockelleisten und Tapeten
- Ablösende Farben und Putze
- Aufsteigende Feuchtigkeit
- Dauerhaft erhöhte Raumluftfeuchte
🔎 2. Trocknung ist nicht gleich Trocknung
Viele denken, ein Bautrockner rein – fertig. Aber so einfach ist es nicht. Die Wahl des richtigen Trocknungsverfahrens hängt ab von:
- Baukonstruktion (Massivbau vs. Leichtbau)
- betroffenen Materialien (Gips, Beton, Holz)
- Feuchteart (kapillar, hygroskopisch, Kondenswasser)
- Schadentiefe (oberflächlich vs. tief)
🌀 3. Klassische Verfahren – und ihre Grenzen
Kondensationstrockner:
- Funktionieren gut bei hoher Raumfeuchte.
- Effektiv bei luftoffenen Materialien.
- Aber: Langsam bei dichten Wänden oder Schichten.
Adsorptionstrockner:
- Trocknen auch bei niedrigen Temperaturen (<10 °C).
- Gut für kalte Kellerräume.
- Stromintensiv, braucht Abluftführung.
Unterestrichtrocknung:
- Druck- oder Saugverfahren mit Seitenkanalverdichtern.
- Nur sinnvoll, wenn Dämmung durchfeuchtet ist.
- Aufwendig, teuer, oft unnötig, wenn Schaden lokal ist.
☀️ 4. Infrarot-Bautrocknung – punktgenau und bauschonend
Ich selbst setze seit einigen Jahren Infrarot-Trocknungssysteme ein – besonders bei wandseitigen Feuchteschäden alebo lokalen Durchfeuchtungen (z. B. nach einer geplatzten Leitung in der Wand).
Vorteile aus der Praxis:
- Schnelle Tiefentrocknung durch Wärmeeintrag
- Punktgenau steuerbar (kein kompletter Raum notwendig)
- Geräuschlos und wartungsarm
- Kein Luftzug → kein Staubaufwirbelung → ideal bei Schimmelvorfällen
- Funktioniert auch bei kalten Temperaturen – gerade im Altbau top
Ein Beispiel: Letzten Monat hatten wir einen Wasserschaden in einer Altbauwohnung mit Fachwerkwand. Der Gips war komplett durchnässt. Mit Infrarotplatten konnten wir gezielt die betroffenen Stellen trocknen, ohne den gesamten Raum zu beheizen oder Trockner laufen zu lassen. Ergebnis: Nach wenigen Tagen war die Wand messbar trocken, ohne Schimmelgefahr oder Rückbau.
✅ 5. Tipps für eine saubere Trocknung auf der Baustelle
- Erst Feuchtemessung, dann Entscheidung treffen.
- Oberflächenmessung reicht nicht!
- CM-Messung oder kapazitive Tiefenmessung verwenden.
- Wärme hilft – aber richtig dosieren.
- Mit IR-Technik gezielt Bauteile erwärmen → keine Überhitzung oder Spannungsrisse.
- Nicht zu früh sanieren!
- Auch wenn es „trocken aussieht“ – erst freigeben, wenn der W-Wert / Feuchtegehalt im Zielbereich ist.
- Sonst putzt man zweimal.
- Gewerke koordinieren!
- Trocknungszeit einkalkulieren → keine Maler oder Bodenleger vorzeitig schicken.
- Trocknung dokumentieren!
- Für Versicherung, Bauleitung, Eigentümer – professionell wirken + rechtlich absichern.
🎯 Fazit
Als Praktiker kann ich sagen: Die richtige Trocknung ist die halbe Sanierung. Wer hier pfuscht oder spart, zahlt doppelt. Infrarot-Technik hat sich bei uns auf der Baustelle als effiziente Ergänzung oder sogar Alternative bewährt – besonders bei lokalen Feuchteproblemen, kalten Altbauten oder wenn schnell und sauber gearbeitet werden muss.
Wenn du selbst im Bereich Sanierung arbeitest oder mit Bauleitern/Versicherern zu tun hast: Lass dir nicht nur den Luftentfeuchter hinstellen. Frag, wie die Trocknung geplant ist – und ob gezielte IR-Trocknung sinnvoll sein könnte.
Manche Wände brauchen eben mehr als heiße Luft.